Samstag, 19.Juni 2021 – Vorträge – Zeitschiene 1

Digitale Zusatzqualifikation für Lehramtsstudierende an der Universität des Saarlandes durch das BMBF-Projekt MoDiSaar (Dr. Sarah Bach, Prof. Dr. Markus Peschel)

Um bei Schüler*innen digitalisierungsbezogene Kompetenzen zu fördern, müssen die Lehrkräfte im Sinne eines Medialen Lernens (Peschel 2015) neben dem Lernen mit Medien auch das Lernen über Medien vermitteln. Das vom BMBF im Rahmen der ‚Qualitätsoffensive Lehrerbildung‘ finanzierte Projekt MoDiSaar stellt das Lernen mit und über Medien in den Fokus und beleuchtet dieses aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Ziel des Projektes ist es, dass Wissenschaftler*innen aus der Informatik, der Bildungstechnologie, der Philosophie, den Fachdidaktiken sowie den Bildungswissenschaften einen modularisierten (Mo) und über die Phasen der Lehrerbildung hinweg abgestimmten ‚Lehr-Lern-Baukasten’ – bestehend aus einem Basismodul (Informatik, Bildungstechnologie, Philosophie) und drei Anwendungsmodulen (Naturwissenschaften: Sachunterricht & Chemie, Gesellschaftswissenschaften: Geschichte, Sprachen: Englisch & Französisch)  – zum Aufbau digitalisierungsbezogener (Di) Kompetenzen im saarländischen (Saar) Lehramtsstudium entwickeln und evaluieren.

Konsekutiv wurde ein studienbegleitendes MoDiSaar-Zertifikat entwickelt, das es allen Lehramtsstudierenden ab dem Wintersemester 21/22 ermöglicht, digitalisierungsbezogene Kompetenzen aus den o.g. unterschiedlichen Fachrichtungen innerhalb eines miteinander vernetzten Curriculums zu entwickeln.

In diesem Vortrag wird die spezielle Lehrveranstaltung ‘Mediales Lernen im Sachunterricht’ aus dem naturwissenschaftlichen Anwendungsmodul (Fokus Sachunterricht) vorgestellt. Dieses Seminar fokussiert im Sinne eines fach-medialen Lernens (GFD 2018) das Lernen mit und über Medien (GDSU 2013) und nutzt u.a. die Onlineplattform kidipedia als speziell auf die Bedürfnisse von Kindern im Grundschulalter angepasstes Medium zur Recherche, Produktion und Präsentation von Informationen (Kinder als ‚Prosumer’) (vgl. Peschel 2011; Schirra & Peschel 2016; Bach 2018).

Literatur:

Bach, S. (2018): Subjektiver Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern beim unter­richtlichen Einsatz von kidi­-Maps. Eine Studie zum Einsatz digitaler Karten am Beispiel von kidi­-Maps im Vergleich zu analogen Karten bei Schülerinnen und Schülern einer vierten Jahrgangsstufe im geographisch-­orientierten Sachunterricht. Saarbrücken.

Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) (Hrsg.) (2013): Perspektivrahmen Sachunterricht. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.

Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) (2018): Fachliche Bildung in der digitalen Welt. Positionspapier der Gesellschaft für Fachdidaktik. Münster.

Peschel, M. (2011): kidipedia – Ein Onlinelexikon von Kids für Kids. In: Giest, H. u.a. (Hrsg.): Sachunterricht – auf dem Weg zur Inklusion. Band 21. Bad Heilbrunn 2011, S. 193–198.

Peschel, Markus (2015): Medien im Sachunterricht. Unterricht gestalten – Lernkulturen entwickeln. In: Grundschule aktuell. Zeitschrift des Grundschulverbandes, 131, S. 10-14.

Schirra, S.  und Peschel, M. (2016): Recherchieren, Dokumentieren und Präsentieren mit kidipedia im Zeitalter von Tablet & Co. In: Peschel, M. u. a. (Hrsg.): Neue Medien in der Grundschule 2.0. Grundlagen – Konzepte – Perspektiven. Band 141. Frankfurt/Main, S. 235–246.

Zur Qualität von OER im Sachunterricht: Eine Analyse von digital frei zugänglichen Arbeitsblättern zum Unterrichtsgegenstand Feuer (Dr. Ines Oldenburg, Anna Jeworowski und Anna Tammen)

Die Digitalisierung nimmt immer stärkeren Einfluss auf die Bildung im Sektor Schule. Insbesondere im Bereich der im Unterricht eingesetzten Medien macht sich diese Entwicklung in der Herkunft bemerkbar. Die Beschaffung und Nutzung erfolgt zunehmend über das Internet, wo durch das „Aufbrechen der Linearität von Produktion, Verteilung und Nutzung von Medien“ (KMK 2017, S. 31) die unterrichtlichen Medien nicht mehr ausschließlich von professionellen Produzenten wie Verlagen angeboten werden. Vielmehr kann nun jede nutzende Person, z.B. Lehrkräfte, selbst entwickelte Lehrmittel im Internet teilen. „Dies führt zu einer rasant wachsenden Anzahl von Bildungsmedien, die in unterschiedlichen Lizenzformen verfügbar sein können, von kommerziellen Medien bis hin zu unter offenen Lizenzen veröffentlichten Medien“ (ebd., S. 31), mit welchen die freie Nutzung und Veränderung dieser Unterrichtsmedien möglich ist (ebd.). In diesem Zusammenhang wird bei digitalen Lehrmitteln, wie z.B. bei digital frei zugänglichen Arbeitsblättern, häufig der Begriff der freien Bildungsmedien, der Open Educational Resources (OER) genannt. Zunächst vorrangig auf den Kontext Hochschule bezogen, rückte das Thema OER erst in den letzten zehn Jahren verstärkt in den Fokus von Diskussion um den Kontext Schule – und so auch in den Blick der deutschen Forschung. Dementsprechend ausbaufähig zeigt sich noch die Forschungslage. So fehlen Untersuchungen speziell für das Lehrmittel des Arbeitsblatts im Sachunterricht, das Gegenstand der vorgestellten Untersuchung ist.

Die vorzustellende Studie geht im Sinne einer ersten evaluativen Bestandsaufnahme folgender leitender Forschungsfrage nach:

Inwieweit finden ausgewählte Prinzipien des Sachunterrichts in den Aufgabenstellungen der Lernaufgaben von digital frei zugänglichen Arbeitsblättern zum Unterrichtsgegenstand Feuer Berücksichtigung?

Methodisch wird die Untersuchung durch eine Dokumentenanalyse von 81 Arbeitsblättern gerahmt, die kriteriengeleitet ausgewählt wurden.

Sachunterricht mit digitalen Medien aus Sicht von Lehrkräften – Eine Studie zur Unterrichtspraxis (Brütt, Leena)

Sachunterrichtslehrkräfte haben sich schon länger auf den Weg gemacht, digitale Medien in ihrem Unterricht zu nutzen. Parallel zum Diskurs zur Digitalisierung in der Bildungspolitik und der Fachdidaktik haben die Lehrkräfte Unterrichtspraktiken mit digitalen Medien entwickelt und Erfahrungen gesammelt. Dieser Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Befragung von 15 Sachunterrichtslehrkräften zu ihrer Unterrichtspraxis vor. Es geht dabei um einen Einblick und die systematische Untersuchung von Planungsaspekten und konkreten Unterrichtssituationen basierend auf den Aussagen der Lehrkräfte. Erforscht wurden zum einen die Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse der Lehrkräfte bei der Implementation digitaler Medien. Sie ermöglichen einen konkreten Einblick in die Unterrichtsrealität und die Herausforderungen, denen Lehrkräften beim Einsatz digitaler Medien gegenüberstehen. Zum anderen wurden fachdidaktische Aussagen der Lehrkräfte analysiert. Die Lehrkräfte treffen ihre Entscheidungen in einem komplexen Bedingungsgefüge und integrieren in ihr Planungshandeln inhaltliche wie methodische Überlegungen.

Dieser Beitrag gibt einen Einblick in das Lehren und Lernen mit digitalen Medien im Sachunterricht. Daraus kann ein Verständnis des Praxishandelns sowie der Entscheidungsprozesse der Lehrkräfte gewonnen werden. Es können Impulse für den fachdidaktischen Diskurs abgeleitet werden, die besonders den Sachunterricht in den Fokus stellen.

Fachdidaktische Mediensensibilität – Potentialorientierte Auswahl von analogen und digitalen Lerngegenständen (Prof.Dr. Tobias Huhmann, Chantal Müller)

Für den Mathematikunterricht in der Grundschule wirft digital unterstütztes Lernen vielerlei Fragestellungen hinsichtlich des Vorhandenseins und der Entfaltung von Potentialen digitaler Medien auf. Die Grundsatzfrage lautet dabei: Wie können digital unterstützte Lernumgebungen gestaltet werden um individuelle Lernprozesse zu unterstützen?

Diese Frage ist wesentlich bedeutsam für die Rolle der Lehrenden, da sie bei der Auswahl und Orchestrierung von digitalen und analogen Lerngegenständen zur Gestaltung einer Lernumgebung sensibilisiert sein müssen für die fachdidaktischen Aspekte und Potentiale. Um Antworten darauf zu finden, müssen die digitalen Lerngegenstände zunächst hinsichtlich der im Design intendierten Potentiale und Funktionalitäten im Zusammenhang mit den analogen Lerngegenständen fachdidaktisch analysiert und bewertet werden.

Der Vortrag nimmt zu dem Themenfeld „Würfelbauwerke“ Potentiale digital unterstützten Lernens in den Blick und möchte mit Hilfe von Analysefragen und Reflexionsanregungen fachdidaktisch mediensensibel machen und das Lernen mit analogen und digitalen Lerngegenständen hinterfragen: Welche kognitiven Prozesse ersetzt der digitale Lerngegenstand und welche kognitiven Prozesse muss der Lernende überhaupt noch leisten?

Mehr als Bits und Pixel – kompetenter Umgang mit Bildern als Teil digitaler Grundbildung (Prof. Dr. Rebekka Schmidt, Annika Waffner)

Digitale Grundbildung beinhaltet das Verständnis digitaler Medien als etwas Gestaltbares sowie die Fähigkeit an ihrer Bearbeitung kompetent mitwirken zu können (vgl. Baacke, 1997). Eines der hierzu wichtigsten Ausdrucks- und Kommunikationsmittel stellt das Bild als (Schaper, 2012). In Anbetracht ihrer Bedeutung für digitale Medien (Schaper, 2012) und der spezifischen Codes und Handlungsmuster, die ihnen zugrunde liegen (Gunkel, 2018), erscheint es unabdingbar, bereits in der Primarstufe grundlegende Kompetenzen für den Umgang mit (digitalen) Bildern zu vermitteln. Die Fähigkeit, Bilder als gestaltete Objekte hinsichtlich der Beziehung von Form und Inhalt zu begreifen, zu lesen und herstellen zu können (Niehoff, 2005), stellt damit nicht nur ein genuines Ziel der Kunstpädagogik, sondern auch eine Schlüsselkompetenz digitaler Grundbildung dar.

Allerdings findet die rezeptive und produktive Auseinandersetzung mit Bildern in den gängigen Kompetenzrastern wenig Beachtung oder bleibt recht vage (vgl. Sekretariat der Kultusministerkonferenz, 2016; Medienberatung NRW, 2020). Ein Grund hierfür kann darin liegen, dass die kunstpädagogische Perspektive trotz der aufgezeigten Bedeutung im Diskurs um die digitale Grundbildung noch zu wenig beachtet wurde.

Der Vortrag zeigt auf, welchen Gewinn die Berücksichtigung kunstpädagogischer Grundlagen im Zusammenwirken mit der Mediendidaktik für die Kompetenzentwicklung der Lernenden bereithält. Zu diesem Zweck werden kunstpädagogische Theorien zur Gestaltung von Bildern und Produkten mit den Forderungen an eine Schule in der digitalisierten Welt abgeglichen und zur Diskussion gestellt.

Literatur

Baacke, D. (1997). Medienpädagogik. Tübingen: Niemeyer.

Gunkel, K. (2018). Der Instagram-Effekt. Wie ikonische Kommunikation in den Social Media unsere visuelle Kultur prägt. Bielefeld: transcript.

Medienberatung NRW (Hrsg.). (2020). Medienkompetenzrahmen NRW (3. Aufl.). Münster/Düsseldorf: o.V.

Niehoff, R. (2005). Bildungsstandards für das Fach Kunst? In K. Bering & R. Niehoff (Hrsg.), Bilder – eine Herausforderung für die Bildung Oberhausen: Athena.

Schaper, F. (2012). Bildkompetenz. Kunstvermittlung im Spannungsfeld analoger und digitaler Bilder. Bielefeld: transcript.

Sekretariat der Kultusministerkonferenz (Hrsg.). (2016). Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Berlin.

Kooperatives multimediales Gestalten in der Grundschule – Aufgabenstellung und Lernunterstützung als Qualitätsmerkmale für kooperative Gestaltungsaufgaben am Tablet (Larissa Ade,  Sanna Pohlmann-Rother, S. Lange)

Der Arbeit mit Tablets wird besonderes Potenzial zur Förderung der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern im Unterricht zugeschrieben. Kooperative Lernformen bilden eine Möglichkeit Tablets schülerorientiert in den Grundschulunterricht einzubinden. Für die Gestaltung kooperativer Aufgabenstellungen kann eine Balance von Freiheitsspielräumen für einen individuellen Austausch der Lernenden und der inhaltlichen und sozialen Unterstützung des Lernens durch strukturierende Vorgaben der Lehrkraft als bedeutsam angesehen werden (Irion & Kammerl, 2018).

Im Vortrag werden die theoriegeleitete Entwicklung, Erprobung und Reflexion eines medienpädagogischen Unterrichtsprojekts in Anlehnung an den Design-Based-Research-Ansatz präsentiert (Euler, 2014). Schülerinnen und Schüler der dritten Jahrgangsstufe gestalteten in dem Projekt ein multimediales e-book in Kleingruppen am Tablet, wobei sie sich mit den Wirkweisen verschiedener medialer Modi auf mögliche Rezipierende auseinandersetzten. Anhand von Unterrichtsbeobachtungen aus der formativen Evaluation des Projekts werden Erkenntnisse zur Formulierung und Inszenierung von Aufgabenstellungen zum multimedialen Gestalten sowie zur Unterstützung kreativer und sozialer Prozesse mithilfe verschiedener Kooperationsskripts vorgestellt.

Euler, D. (2014). Design-Research – a paradigm under development. In D. Euler & P. F. Sloane (eds.), Design-Based Research (Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Bd. 27, 1. Aufl., S. 15–44). Stuttgart: Franz Steiner.

Irion, T. & Kammerl, R. (2018). Mit digitalen Medien lernen. Grundlagen, Potenziale und Herausforde- rungen. Die Grundschulzeitschrift, 32(307), 12–17.

Der Einsatz digitaler Medien im Sportunterricht der Grundschule – produktorientierte Formen der Unterrichtsinszenierung aus Perspektive von Schüler*innen (Dr. Steffen Greve, Mareike Thumel, Florian Jastrow, Prof. Dr. Claus Krieger, Anja Schwedler, Prof.’in Dr. Jessica Süßenbach)

Tablets im Grundschulsportunterricht

In der kontroversen Debatte zum Einsatz von digitalen Medien im Sportunterricht findet die Grundschule meist wenig Berücksichtigung. Es sind kaum Studien bekannt, die zeigen, wie medienpädagogische Ziele im Sportunterricht verfolgt werden können. Das vorgestellte Projekt verschränkt sportdidaktische Diskussionslinien mit Grundannahmen der Medienpädagogik (Greve et al. 2020). Es wurden Unterrichtseinheiten entwickelt, in denen Tablets zu Einsatz kamen. In dem Beitrag stellt die interdisziplinäre Gruppe Ergebnisse aus der qualitativen Begleitforschung dar, indem die Perspektive der SchülerInnen, wie sie den Einsatz digitaler Medien im Sportunterricht der Grundschule erleben und deuten, dargestellt wird.

Zu diesem Zweck wurden 39 leitfadengestützte Interviews mit den Schüler*innen geführt und mit Hilfe der Kodierverfahren der Grounded Theory Methodologie (Corbin und Strauss 1996) ausgewertet. Das entstandene Kategoriensystem beschreibt Phänomene eines erweiterten Zugangs zum Erleben von Sportunterricht (z.B. „Neue kreative Rollen und Aufgaben“ und „Fokussierte Produkte“; Greve et al. 2020).

Literaturverzeichnis

Corbin, Juliet M.; Strauss, Anselm L. (1996): Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. 1. Aufl. Weinheim: Beltz, Psychologie Verl.-Union.

Greve, Steffen; Thumel, Mareike; Jastrow, Florian; Krieger, Claus; Schwedler, Anja; Süßenbach, Jessica (2020): The use of digital media in primary school PE – student perspectives on product-oriented ways of lesson staging. In: Physical Education and Sport Pedagogy. DOI: 10.1080/17408989.2020.1849597

Aufgabenqualität im Zeitalter digitalen Fernun-terrichts: Gute Aufgaben 2.0 (Pascal Kihm, Markus Peschel)

Aufgabenkulturen und -qualitäten werden in der Didaktik des Sachunterrichts vielfach diskutiert (vgl. Grygier & Hartinger 2014, Nießeler 2020). Bislang gibt es einige normative Kriterienkataloge „Guter Aufgaben“ (z.B. Adamina & Hild 2019, Peschel 2016), aber noch wenig empirische Forschung zur Entwicklung, Implementation, Bearbeitung und Evaluation „Guter Aufgaben“. Ferner fehlen Forschungen zu den vielfältigen Interaktionsprozessen zwischen der Entwicklung, dem Einsatz und der Evaluation entsprechender Aufgaben (vgl. Peschel & Kihm 2019).

Ziel des Vortrages ist es, den Einfluss von Aufgaben auf Lern- und Arbeitsprozesse von Schüler*in- nen zu ermitteln. Außerdem sollen Kriterien „Guter Aufgaben“, die unter der Prämisse eines Präsenzunterrichts mit direkter Lehr-Lern-Interaktion konzipiert wurden, um Transformationen bestehender Kriterienkataloge auf den digitalen Fernunterricht erweitert werden.

Dazu wird eine empirisch-qualitative Teilstudie des Forschungsprojektes doing AGENCY vorge- stellt, die mittels Videovignetten Einblicke in den Umgang von Schüler*innen mit Aufgaben beim Experimentieren gibt. Dabei wird v.a. der Einfluss von Aufgaben und Aufgabenelementen als Mittler zwischen Kind und Sache analysiert. Zudem werden konzeptionelle Entwicklung und Erprobung eines Kriterienkataloges zur Qualität von Lernaufgaben auf Online-Plattformen vorgestellt und erste Ergebnisse aus der Pilotierung skizziert. Es zeigt sich, dass im digitalen Fernunterricht gegenwärtig eine Renaissance von Aufgaben beobachtbar ist, die die Lernleistungen von Schüler*innen auf behavioristische Verstärkermodelle beschränken (vgl. Krommer 2019; Schmeinck 2020).

“Cutting-Edge-Technik“ in der Grundschule? Gelingensbedingungen und Grenzen des Einsatzes von Augmented-Reality-Brillen bei Grundschulkindern (Luisa Lauer, Markus Peschel)

Bevor neue Technologien pädagogisch oder didaktisch adaptiert und in schulische Situationen implementiert werden, sollte zunächst eine Verortung in bestehende Diskurse bzgl. der Relevanz digitaler Medien in der Grundschule (Döbeli Honegger, 2016; Irion, 2018; Peschel, 2020; Thumel, Kammerl & Irion, 2020) sowie eine empirische Evaluation der Technologien hinsichtlich genereller Chancen und Grenzen des Einsatzes mit Grundschulkindern erfolgen.

Augmented-Reality (AR)-Brillen repräsentieren im Rahmen dieses Vortrags exemplarisch eine “Cutting-Edge-Technologie“, deren Einsatzmöglichkeiten in schulischen Situationen kaum – im Sachunterricht der Grundschule bislang gar nicht – erforscht sind (im Gegensatz zu z.B. Tablet-AR).

In diesem Vortrag werden die Chancen, Gelingensbedingungen, aber auch (noch bestehende) Grenzen des Einsatzes von AR-Brillen bei Grundschulkindern skizziert, die aus einer empirischen Studie zum Umgang von Grundschulkindern mit AR-Brillen (hier: MS-HoloLens2) hervorgehen. Ziel der Studie war die Evaluation der Anforderungen und Herausforderungen des Einsatzes von AR-Brillen bei Grundschulkindern. In einem Mixed-Methods-Design mit Triangulation qualitativer und semi-quantitativer Verfahren wurden Videosequenzen von Kindern beim Umgang mit AR-Brillen analysiert. Die Ergebnisse sollen grundlegende Erkenntnisse zur Eröffnung bzw. Anreicherung ähnlicher Diskurse des Einsatzes innovativer Technologien in schulischen Situationen beitragen.

Literatur:

Döbeli Honegger, B. (2016). Mehr als nur 0 und I. Schule in einer digitalisierten Welt. Bern: hep Bildungsverlag.

Irion, T. (2018). Wozu digitale Medien in der Grundschule? Grundschule aktuell, 152, 3–7.

https://www.grundschulverband.de/fileadmin/bilder/Publikationen/Mitgliederbaende/GSV-Band141_Auszug_160715_Bestell-Link_unten_QR.pdf

Peschel, M. (2020). Welterschließung als sachunterrichtliches Lernen mit und über digitale Medien—Lernen mit und über digitale Medien als Ausgangspunkt einer umfassenden Sachbildung. In M. Thumel, R. Kammerl, & T. Irion (Hrsg.), Digitale Bildung im Grundschulalter—Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen (S. 341–355). kopaed.

Thumel, M., Kammerl, R., & Irion, T. (2020). Digitale Bildung im Grundschulalter. Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen. kopaed. https://doi.org/10.25593/978-3-86736-543-7

Programmieren in der Grundschule – Möglichkeiten und Grenzen ausgewählter Materialien aus der Sicht von Lehrkräften (Prof. Dr. Daniela Schmeinck)

Kinder werden im Alltag bereits sehr früh mit informatischen Strukturen und Prozessen konfrontiert. Um Lernenden jetzt sowie in der Zukunft eine aktive, reflektierte, kreative und erfolgreiche Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, erscheint es daher unabdingbar, bereits in der Grundschule eine informatische Grundbildung zu vermitteln. Dabei geht es allerdings nicht nur um das Programmieren von Lernrobotern, das Aneinanderreihen von Programmierblöcken oder das Schreiben von Programmierbefehlen. Ziel informatischer Bildung ist es, Kinder zu befähigen, Probleme mit unterschiedlichem Komplexitätsniveau zu lösen sowie kreative Lösungswege zu finden und/oder zu entwickeln. Die Auswahl der verfügbaren Tools und Apps, die einen altersgerechten Einstieg und Implementierung informatischer Bildung im Unterricht ermöglichen, ist beträchtlich. Die Bemühungen zur effektiven und nachhaltigen Implementation der verschiedenen Softwareapplikationen und Tools in den Unterricht haben allerdings bislang nur eine unzureichende Wirkung gezeigt. Als eine zentrale Ursache werden häufig Akzeptanzprobleme seitens der Lehrenden genannt. Im Mittelpunkt der Akzeptanzstudie „Hands on Coding“ stehen die Einschätzungen von Lehrkräften zur Nutzbarkeit ausgewählter Tools, Softwareapplikationen und Programmiersprachen sowie die Faktoren, die die Einstellung der Lehrkräfte zum „Programmierens in der Grundschule“ beeinflussen. Der Vortrag beschreibt das Design der Studie und diskutiert erste Zwischenergebnisse.

Kinderrechte in der digitalen Bildung (Cornelia Jonas)

Kinder haben Rechte. Festgeschrieben sind diese seit über 30 Jahren in der UN-Kinderrechtskonvention – und trotzdem sagen laut Kinderreport 2018 nur 12 Prozent der deutschsprachigen Erwachsenen und 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen, dass sie sich mit Kinderrechten gut auskennen. Das ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass man nur für Rechte einstehen kann, die man auch kennt und versteht. Darüber hinaus wachsen Kinder und Jugendliche heute in einer mediatisierten Gesellschaft auf, d. h. auch Bildungsprozesse finden immer mehr in einer von Medien geprägten Lebenswelt statt. Deshalb muss sich auch der Wirkungsbereich der Kinderrechte mit seinen Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechten auf den digitalen Raum erstrecken: Es geht darum, Kinder zu schützen und sie gleichzeitig zu kompetenten, kreativen und reflektierten Mediennutzer*innen zu befähigen. Sie sollen aktiv und gleichberechtigt an der Gestaltung ihrer Lebenswelt und gleichzeitig auch an einer vielfältigen und demokratischen Gesellschaft teilhaben.

Hier braucht es u.a. die Schule zum Aufbau einer nachhaltigen Kinderrechtebildung, die besonderen Wert auf Kinderrechte in der digitalen Welt legt, die alle Kinder erreicht und damit Chancengerechtigkeit herstellt und die digitale Bildungsprozesse kinderrechtsbasiert entwickelt. Das Webangebot schulsache.de des Deutschen Kinderhilfswerks bietet für Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal Praxismaterialien zur Erarbeitung der Kinderrechte allgemein, Beteiligung und Mobbing in der Schule. Außerdem werden Materialien für digitales Lernen zur Verfügung gestellt. Zur Diskussion stellen möchten wir die Frage, wie Pädagog*innen Kinderrechtebildung in den Unterricht integrieren können und welchen Unterstützungsbedarf sie haben.

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