Samstag, 19.Juni 2021 – Symposium – Zeitschiene 2

„Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen in der Lehramtsausbildung am Institut für Sachunterricht“ (Prof. Dr. Inga Gryl, Dr. Helena Atteneder, Swantje Borukhovich-Weis, Jan Grey, Jana Pokraka)

Institut für Sachunterricht (ISU), Schwerpunkt Gesellschaftswissenschaften, Universität Duisburg-Essen (UDE)

Die Aufgabe des Sachunterrichts ist es, die Lebenswelt von Kindern zu berücksichtigen und sie zu befähigen, kompetent in ihrer Umwelt zu agieren (GDSU 2013). Digitalisierung ist treibende Kraft gesellschaftlicher Transformationsprozesse (Herzig & Martin 2018, 89), deren Manifestationen sich auch in zentralen Lebensbereichen von Grundschulkindern niederschlagen (z.B. Straube et al. 2018). Sachunterrichtslehrkräfte müssen somit digitalisierungsbezogenen Kompetenzen von Schüler*innen fachspezifisch, systematisch und umfassend fördern (Rubach und Lazarides 2019; GFD 2018). Die dafür benötigten Kompetenzen für das Lehren und Lernen mit und über Medien und Digitalisierung werden in entsprechenden Modell- bzw. Strategiepapieren definiert (u. a. GDSU 2019, KMK 2017). Das Symposium stellt vier Lehr-Lern- und Forschungsprojekte am Institut für Sachunterricht (ISU) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) zur Diskussion, die digitalisierungsbezogenen Kompetenzen in der universitären Lehramtsausbildung fördern:

1. Digitalisierungsbezogene Studiengangentwicklung im Zuge des Projekts „ProSUdi — Professionalisierung von Sachunterrichtslehrkräften in einer digital geprägten Welt“ (Swantje Borukhovich-Weis & Jan Grey)

Ziel der Studiengangentwicklung ist die Implementation eines digitalisierungsbezogenen Curriculums für den Grundschulstudiengang Sachunterricht an der UDE. Im Zuge des Projekts werden sachunterrichtsbezogene und fachwissenschaftliche Pflichtmodule sowie Wahlpflichtmodule der konstituierenden Bezugsdisziplinenanalysiert und (in Teilen) neugestaltet. Die theoretische Grundlage bilden sachunterrichtsspezifische Theoriepapiere (u. a. GDSU 2019) sowie das Integrative Modell digitalisierungsbezogener Kompetenzen für die Lehramtsausbildung (Beißwenger et al. 2020). Der Beitrag stellt konkrete Aspekte der Umgestaltung vor und präsentiert Ergebnisse der Umfrage „Digitalisierung im und für den Sachunterricht“ (Borukhovich-Weis et al. in Planung) für Sachunterrichtsstudierende an der UDE.

2. Digeo – Entwicklung von OER und Kompetenzentwicklung (Helena Atteneder)

Der Beitrag stellt Ergebnisse aus dem BMBF- Projekt „DiGeo“ (Teilstudie zu Reflexion/Reflexivität am ISU) vor, das allgemeine und geomedienspezifische Digitalisierungskompetenzen anhand kollaborativer OER-Entwicklung (mit Studierenden) und -Beforschung zum Ziel hat. Da Digitalisierung hier als Instrument und als Lerninhalt und -gegenstand eingesetzt wird, haben die OER übergreifenden Charakter und können neben dem themenspezifischen Bezug auch auf einer Metaebene zur Förderung reflexiver Kompetenzen eingesetzt werden. Der Fokus des Beitrags liegt auf den theoretischen Bezügen und Prozessen in der Arbeit mit den Studierenden und bietet einen Ausblick auf die Ergebnisse des tatsächlichen Kompetenzerwerbs im Einsatz der OER.

3. Die digitale Lehrer*innentasche – Gelingensbedingungen eines Inverted Classroom im Lehramt für das Fach Sachunterricht (Inga Gryl & Swantje Borukhovich-Weis)

Die vorgestellte Lehrveranstaltung aus der Sachunterrichtsdidaktik zeigt, wie digitale Infrastrukturen das Lernen im Studium flexibilisieren und dabei zugleich Raum für Austausch schaffen können. Der Beitrag legt ein besonderes Augenmerk auf die deskriptive und qualitative Begleitforschung, mit der Gelingensbedingungen dieses Modells transferfähig erfasst werden (Gryl & Borukhovich-Weis 2020; Borukhovich-Weis et al. 2021 im Druck).

Insbesondere haben die Studierenden die facettenreiche digitale Aufbereitung der Inhalte in dem Inverted Classroom, den Grad der Selbststeuerung, der Kooperation und der Motivation durch Gamification bewertet. Bestandteil der Reflexion sind dabei zudem Nähe und Abgrenzung der Plattform zu Social Media.

4. Digitales Mapping und Machtverhältnisse in der Grundschule (Jana Pokraka)

Der Beitrag stellt empirische Ergebnisse von digital gestützten Mapping-Exkursionen vor, die an drei Essener Grundschulen im Rahmen von Stadtforscher:innen-Workshops zum Thema „Die perfekte Stadt für Kinder“ stattfanden. Hierbei werden, ausgehend von einer Bildung zu Spatial Citizenship (Gryl & Jekel 2012), die kartographisch kommunizierten räumlichen Aushandlungs- und Aneignungsprozesse (Löw 2001) und mit ihnen verknüpfte Machtverhältnisse (de Certeau 1988) und intersektionale Differenzkonstruktionen (Crenshaw 1989) der teilnehmenden Kinder analysiert. Diese Analyse schließt dabei die meta- perspektivische Betrachtung paternalistischer Fallstricke (Pokraka & Gryl 2018; Giesinger 2006) der Lernumgebung ein.